Geschichte des Schwarzen Pfades
Lange Zeit wurde entweder nicht beachtet oder geleugnet, dass es Magier gibt, welche sich dem dunklen Pfad der Magie verschrieben haben. Jene handeln nicht um mit Ihren Fähigkeiten anderen zu helfen, meist handeln sie in Ihrem eigenen Interesse und wirken Ihre finstere Macht zum Schaden anderer. Man schrieb solchen Zauber entweder dämonischer Besessenheit oder heidnischer Hexerei zu und verbrannte oder erschlug die Urheber kurzerhand, ohne sich um Art und Herkunft ihrer Kräfte groß zu kümmern. Man verfolgte nicht Ihr Leben und den Weg der sie zu dem gemacht hatte was Sie nunmehr waren. Man war von dem Gedanken beseelt Sie wären Geboren aus dem Leibe des einen und hätten bereits vor Ihrer Geburt den Stempel des selbigen Aufgedrückt bekommen. Dem war jedoch nur in einem geringen Bruchteil der Fälle so, handelte es sich doch zumeist eher um Kinder aus einem normalen Hause. Menschen die Zeit Lebens dem Finsteren sich zugetan fühlten doch nie bereits mit dem Gedanken sich den dunklen Mächten zuzuwenden geboren wurden. Im Leben eines jeden dieser Schwarzmagier kam der Moment an dem er für sich den Weg einschlug der Ihn in die Finsternis führte. Sie nahmen bewusst den Verlust all dessen hin was sie bisher Ihr Leben genannt hatten und setzten auch Ihre Seele aufs Spiel um in die Sphären aus Nekromantie Dämonenkunde und dergleichen Wissen und Macht zu erlangen.
Viel später erst, vor etwa sieben Jahrhunderten, rächte sich diese Nachlässigkeit in einer der dunkelsten Stunden des galadonischen Reiches. Bei einer alljährlichen Feier in Burg Savaro offenbarten sich rings der Burg schwarz gewandete Gestalten und wirkten ein nie da gewesenes, verdorbenes Ritual, welches eine Vielzahl von Schrecken zur Folge hatte. Ein Großteil der Augenzeugen verstarb binnen weniger Tage an bizarren Erkrankungen wie dem Schmelzen aller Knochen oder der Verwandlung ihres Speichels in ätzende Säure. Andere erlitten knorpelige Entstellungen oder fielen dem Wahnsinn anheim. Viele Mitglieder der damals herrschenden Königshäuser Senal und Erson sowie andere Hochadlige kamen durch noch schrecklicheren, ungenannten Entstellungen ums Leben. Selbst die Erde um Burg Savaro wurde schimmlig und alles Grün und Getier verstarb in einer unwirklich von innen zehrenden Dürre. Und es sollte mehr als ein Jahrhundert dauern, bis der Ort wieder bewohnbar wurde…
Von da an konnten solche Magier nicht mehr geleugnet oder übersehen werden. Sie bekamen den Namen “Schwarzmagier“. Somit wurde auch ihre Magie “Schwarzer Pfad“ genannt.
Das Reich erholte sich nur langsam von dem Schock dieses Anschlags, der Galadon beinahe all seiner Führer beraubt und es somit ins Chaos gestürzt hätte. Bis heute ist die Furcht aller Falandrier vor den Schwarzmagiern gewaltig und sie werden mit größten Bemühungen und wahrem Eifer seit Jahrhunderten verfolgt, gejagt und hingerichtet… doch niemals hat man ihre wahren Anführer zu fassen bekommen oder ihre großen Lehrstädten gefunden. Zu lange konnten sie sich unbeachtet auf ein Leben und Studieren vorbereiten und zu gerissen sind ihre Anführer, zu streng ihre Gesetze im Lauf der Jahrtausende geworden.
Es versteht sich von selbst, dass die Mehrheit der Bevölkerung in dem Glauben ist, dass es sich bei den Schwarzmagiern – die Krankheiten und Gebrechen sowie Dämonen heraufbeschwören können und in Lüge und Verleumdung leben – um Anhänger des bösen Gottes Angamon handeln muss. Gemeinhin glaubt man, dass sie guten Menschen die Kinder aus den Wiegen stehlen und ihre eigenen, von Schweinen oder Trollen geborenen Bälger dort zur Aufzucht hinterlassen … nur so lässt sich für das Volk erklären, wie ein Kind guter und vieregläubiger Eltern solche Fähigkeiten besitzen kann.
Politik des Schwarzen Pfades
„Wenn du wissend bist, dann schweige. Wenn du sprechen musst, dann lüge. Wenn man dir auf die Schliche kommt, bist du das Holz nicht wert, auf dem sie dich verbrennen werden. Wenn du unvorsichtig bist, dann werde ich Dinge mit dir anstellen, die dir den Feuertod wie ein Geschenk scheinen lassen. Gehorche. Denke! Und vergiss nie, dass ich nicht dein Lehrer bin. Ich bin der Schüler des besten Schülers deines wahren Lehrers und bis zu deiner Meisterschaft wirst du nur mich kennen, nur mich sehen… aber vergiss nie, dass du beobachtet wirst. Sie beobachten dich, sie beobachten uns. Sie beobachten alle.“
– Worte eines unbekannten Schwarzmagiers zu „seinem“ Schüler, belauscht in Umdesd, 7 n. Hilgorad.
Der Schwarze Hochturm: Der Dor’Drûn
Die Gelehrten Galadons sind sich heute noch uneinig, ob sie mit Sicherheit ausschließen oder bestätigen können, dass es solch einen schwarzen Hochturm je gegeben hätte. Zwar scheint es einleuchtend, dass, wenn die Schwarzmagier so alt und so mächtig sind wie es scheint, sie in all der Zeit in der sie nicht verfolgt und nicht mal verdächtig beäugt wurden, einen Hochturm errichteten. Allerdings ist es schwer, Informationen über dieses Gebiet einzuziehen, da in den Wirren, nach dem Anschlag auf Burg Savaro und während den ersten Jahrzehnten der „Hexenverfolgung“ die Priester, die Soldaten und anderen Magier darum bemüht waren alles, was mit der schwarzen Magie – oder der Hexerei – in Verbindung stand kurzerhand zu verbrennen. So gingen ebenfalls die wenigen schriftlichen Überliefrungen in Asche und Rauch auf, und geblieben sind nur alte, mündliche Überlieferungen und eine Vielzahl von Gerüchten.
Man kann nicht genau sagen, wo der schwarze Hochturm steht – wenn es ihn denn gibt -, die meisten abergläubischen Geschichten stellen ihn jedoch als ein Bollwerk am Meer oder an Klippen dar, in einigen, vor allem unter Seefahrern verbreiteten, Versionen ragt er sogar bloß aus der dunklen See empor. Er soll einen quadratischen Grundriss haben. Seine Wände sollen sich aus glattem, schwarzen Edelgestein gefertigt, vom Fuße bis zum scharf abgeschnittenen, waagrechten Dach gezogen haben, wie aus einem einzigen Guss. Man erzählt, dass dieses schwarze Material nur wie eine steinerne Haut um das bleiche Turmgerippe geschlungen sei und dass es sich verformen könne wie Lehm, um Öffnungen zu bilden oder bizarre Fratzen und Tentakel um Angreifer zu verscheuchen. Manche – wiederum Seefahrer – behaupten sogar, der Turm wäre um den Fuß geschaffen wie eine gewaltige, lederartig schwarze Krake mit vielen Tentakeln und er würde Schiffe damit versenken können.
Aberglaube und Wahrheit kann man, was den hohen Turm der Schwarzmagier angeht, nicht trennen. Zu wenige gibt es, die etwas darüber wissen und noch so gut wie keiner von denen, die wirklich etwas wissen, ist besonders redselig.
Berühmte Schwarze Ausbildungsstädten
„Es wäre doch zu schön, wenn diese Dreckshexer zuließen, dass man was von ihren Unterschlüpfen und Zauberhallen mitbekommt, nicht? Hrhr – Das wäre vielleicht ein Feuerchen! Bei Arkadon, das wär‘ mal ein Spaß!“
– Gebirgsführer Zornbert Gesslbart von den Talzwergen, im Gespräch mit einem Diener Bellums, 14 n. Hilgorad.
Berühmte Schwarze Gruppierungen
Der dicke Mantel aus Verschwiegenheit, Gerüchten und Lügen macht es unmöglich die wahren Formen der schwarzen Gesellschaft zu betrachten. Man nimmt an, dass es eine wahre Fülle von Geheimbünden, Pakten, Untergilden und Gruppierungen unter den Schwarzmagiern gibt, jedoch ist zweifelhaft, ob je mehr als zwei oder drei dieser Magier wirklich über längeren Zeitraum zusammenarbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen …
Gemischte Vereinigungen
Selbstverständlich gibt es auf der weiten Welt Tares auch Vereinigungen Gleichgesinnter, die mit unterschiedlichen Gaben der Magie geboren wurden. Ein paar der größten oder bekanntesten dieser Vereinigungen seien hier kurz vorgestellt:
Die königlichen Magierakademien:
Diese Ausbildungsstätten werden von der Krone bezahlt und sind verpflichtet, ihre Schüler nach den Gesetzen und Sitten des galadonischen Reiches zu erziehen. Anfangs gab es nur weiße Lehrmeister an solchen Schulen, jedoch kamen mit den Jahrhunderten erst graue und dann auch elementare hinzu. Heute ist etwa jede zweite der größeren Magierschule in Galadon „königlich“ und bildet mehr als nur einen Pfad aus. Die jüngste dieser Akademien befindet sich auf dem Eiland Siebenwind. Zeichen der königlichen Magierakademien ist ein geöffnetes Auge über einem gleichschenkligen Dreieck, die Farben sind hierbei irrelevant, meist sind es aber die des zugehörigen Lehens. Jede Seite des Dreiecks steht für einen der drei anerkannten Pfade.
Lob des Lebens:
Eine friedfertige und pazifistische Verbindung von Weiß- und Elementarmagiern ist die “Lob des Lebens“-Bewegung. Die Mitglieder sehen die höchste Pflicht der Magier im Erhalt des Lebens von Menschen, Elfen, Zwergen und allen anderen vernunftbegabten Wesen. Mit Hingabe und Eifer verfassen sie Schriften zur Völkerverständigung und versuchen aufkommende Streitigkeiten zu schlichten oder Werte zu vermitteln. Ihr Zeichen ist L mit einem kleinen Kreis in seinem Winkel. Angeblich eine alte, elementarmagische Rune.
Die Feldretter:
Egal wie abgelegen, weit und öde der Zielort ist, egal was für feindselige Geschöpfe dort leben und egal was geliefert, geholt oder gesucht werden muss – die Feldretter machen das! Vorausgesetzt natürlich, die Bezahlung stimmt. Diese meist jungen Grau- und Elementarmagier lassen Wissenschaft und Übersinnliches für Abenteuer, Ruhm und Gold links liegen. Oft finden „seriöse“ Expeditionen die Zeichen dieser käuflichen Schatzjäger und hämische Botschaften in alte Ruinen oder Bergspitzen eingekratzt, wenn sie diese erst Jahre später erreichen. Ihr Zeichen ist übrigens ein brennender Stiefel.
Arkanes Kuratorium Morthum:
Seit 9 Jahrhunderten plagt eine grässliche Seuche, der „Atmende Tod“ die Bewohner der Baronie Morthum. Eigens für die Erforschung und Bekämpfung jener fauligen Krankheit wurde ein Kuratorium errichtet, welches sich aus Grau- und Weißmagiern zusammensetzt. Die Verwandlungskünste der Grauen, wie Heilkräfte der Weißen werden mit akademischem Wissen und alchemistischen Experimenten vereint um der Krankheit Herr zu werden. Zwar hat das Kuratorium seinen eigentlichen Zweck noch nicht erfüllt, aber viele interessante und faszinierende Formeln, Wässerchen und Elixiere hervorgebracht. Mittlerweile sind freie Mitarbeiter des Kuratoriums über ganz Falandrien verteilt und forschen in kleinen Grüppchen oder allein an diesem oder jenen skurrilen Randgebiet der Wissenschaft, manchmal mit sehr zweifelhaften Methoden, wie man munkelt. Das Zeichen des Kuratoriums, welches sich die Mitarbeiter auf die Gewandung sticken oder in einen Ring gravieren lassen sind die drei nüchternen Buchstaben AKM.