Was sind Magier?
„Seit altersher sind auf Tare Menschen, Elfen und Zwerge, ja sogar Orken und andere halbwilde Wesen bekannt, die durch seltsame Gesten, durch geheime Formeln, fremde Sprachen oder wunderliche Rituale übernatürliche Geschehnisse herbeiführen können. Als Bewohner Falandriens wäret ihr solcher bösartigen Hexerei, solchem heidnischen Zaubertum schutzlos ausgeliefert, hätten die Götter nicht einige der Hochelfen und Menschen mit der Gabe der Magie gesegnet. Diese erkunden nach ihrem göttlichen Auftrag die Reiche des Ungesehen und erforschen die verborgenen Gesetze und Bannsprüche der Welt, bewerten und verändern, zum Wohle ihrerselbst und der übrigen Lebenden. Diese Begabten, Volk, dies sind die Magier!“
– Rede eines unbekannten Magiers auf dem Hauptplatz von Ersonts End‘, 4 n. Hilgorad.
„Magier“ ist auf Tare der Überbegriff für diverse Gruppen von Menschen und Hochelfen, welche dazu befähigt sind Magie zu wirken. Es ist in unserer Spielwelt weder festgelegt wie Magie funktioniert, noch woher sie stammt. Genau so offen ist die Herkunft dieser Begabung. Festgelegt und gewiss ist nur, dass man als Magier geboren werden muss und so gut wie keine Möglichkeit besteht, die Magie als „Unbegabter“ zu erlernen oder zu wirken.
Bei der Geburt eines Hochelfen oder Menschen wird nur festgelegt ob er in der Lage ist Magie zu wirken. Welche Art von Magie er vollbringen wird, entscheidet sich während seiner Ausbildung. Es gibt vier verschiedene Arten der Magie: Pfade, wie man sagt:
- Den Elementaren Pfad, dessen Angehörige sich besonders auf Umgang und Manipulation mit den Elementen verstehen.
- Den Weißen Pfad, dessen Magier vor allem heilende und fördernde Zauber beherrschen und meist die Kraft besitzen, Geister und andere beschworene Wesen zu vertreiben
- Den Grauen Pfad, welcher außerordentlich begabte Kampfmagier, Verwandlungskünstler und Illusionisten hervorbringt.
- Den Schwarzen Pfad der Magie, der seine Zauberwirker besonders zu zerstörerischen und schwächenden Sprüchen befähigt sowie dem Beschwören von Geistern und sogar Dämonen.
Was weiß man als Nichtmagier über Magier?
„Ähm… was? Magier? Uff, was ihr für Sachen fragt! Naja, in meinem Dorf hatten wir einen. So einen Zausel mit Strohhut und rauchiger Hütte. Netter Bursche. Hat immer Mühle gespielt in der Schenke und ab und an mal ein kleines Zauberding abgehalten um die Jungspunde zu erfreuen oder ein Weh-Wehchen zu kurieren. Hat auch mal den Hufschmied steif und starr gehext, als der im Trunk um sich hauen wollte… aber ansonsten. Hum. Ein wenig verschlossen war er. Hat nicht viel geredet. Hrm. Ganz anders die Magier hier in der Stadt, nicht? Die mit ihren langen Roben und ihrer Trachten tragenden Schülerschaft. Wie sie über die Straßen rauschen und gescheite Sachen über die Welt sagen. Keine Ahnung was das Gerede zu bedeuten hat. Hab‘ gehört, das hat irgendwas mit … Pfaden … zu tun. Weiß Astrael, was das heißen soll. Naja, naja, ich muss mal weiter, nicht? Ehre dem König!“
– Ein gefragter Händler im Herzogtum Savaro, 16 n. Hilgorad.
Ein Großteil der ländlichen Bevölkerung Falandriens weiß so gut wie gar nichts über Zauber, Magie und Magier, nur dass es sie gibt und sie sich in gute und böse teilen. Zaubernde Menschen und Hochelfen sind in der Regel gut und königstreu, vorausgesetzt sie tragen hellfarbige Roben. Tragen sie nämlich dunkle Gewänder und tun etwas verdruckst herum, dann sind sie vermutlich gefährlich. Alles andere, was Zauberkräfte hat, das ist mit Vorsicht zu genießen… oder gleich mit Forke und Fackel aus Dorf oder Städtchen zu verjagen. Auch weiß man wohl, dass es bösartige Hexenmeister des ungenannten Gottes gibt, die Kinder in Schweine verwandeln, Felder verpesten und junge Mädchen mit Tränken gefügig machen. Diese sind aber gemeinhin leicht zu erkennen, wenn sie sich nicht verbergen, denn sie haben oft Schweinenasen, Knochenfinger, Schlangenzungen oder andere Zeichen des Bösen am Leib.
Die etwas gebildetere Bevölkerungsschicht des Großreiches Galadon und solche, die in Städten oder in der Nähe von Magiertürmen und -akademien leben, die wissen natürlich etwas mehr über die Magier. Sie wissen, dass die weißen, grauen und elementaren Magier mit dem Königreich im Bunde stehen und mit dessen Erlaubnis oder in dessen Auftrag zaubern und forschen und nur die so genannten Schwarzmagier geächtet und gefährlich sind, da sie mit Angamon, dem Gott allen Bösen, in Zusammenhang stehen. Vielleicht hatten einige Städter auch Gelegenheit sich in einem Teestübchen oder auf einem Brunnenplatz mit einem der Magier zu unterhalten und wissen ein bisschen was über deren Leben, Geschichte oder kennen ein paar der einfachsten Weltanschauungen der einen oder anderen Schule.
Als Gebildeter und Belesener mag man auch wissen, dass die weithin bekannten Aufteilungen in „Gut und Böse“ oder „Verbündet und Verfeindet“ all‘ zu einfache Darstellungen der magischen Gesellschaft sind. Man mag verbürgte Berichte gelesen haben über graumagische Verbrecher oder fanatische Weißmagier, über Elementarmagier, die sich zu Hexen und anderen Heiden hingezogen fühlen oder gar, dass es Schwarzmagier gibt, die ihre Seele nicht dem Einen verschrieben haben und gerüchteweise sogar von gewissen Adeligen geduldet und in Dienst genommen werden für Verhöre und geheime Forschungen.
Man wird als ein solcher Gelehrter vielleicht auch wissen, dass in der Vergangenheit zwischen Krone und Zauberstab sowie zwischen den einzelnen Pfaden nicht immer alles zum Besten stand. So gab es in der Vergangenheit – vor 4000 Jahren um genau zu sein, in der „Weißen Ära“ der Könige ap Erson – einen gewaltigen Krieg zwischen Grau- und Weißmagiern in dem ganze Städte vernichtet, Berge gesprengt und Flüsse verdampft sein sollen. Außerdem hört man in höheren Kreisen und gerüchteweise von vertuschten magischen Experimenten, die nicht so liefen wie die vornehmen Robenträger es planten. Auch hörte man von alten Fehden und erbitterten Duellen zwischen den Magiern, die manchmal auch Zuschauer dahinraffen oder auf dem Rücken von Unbeteiligten ausgetragen werden….
Rollenspielerische Ansätze & Aufgaben
Die Rolle der Magier:
Unsere Spielwelt ist ein durch und durch mystischer Ort, der beherrscht wird von eigenwilligen Gottheiten,. Der bevölkert wird von zahllosen Kreaturen mit übersinnlichen Eigenschaften und heimgesucht von neckenden Feenwesen, rachsüchtigen Geistern und unsterblichen, schrecklichen Dämonen. Die Rolle der Magier ist es, sich mit diesen Mächten und Zusammenhängen auf die eine oder andere Weise auseinanderzusetzen, sie zu erforschen, herbeizurufen oder zu verbannen. Egal ob sicher in einer Stube, draußen auf dem Schlachtfeld oder zurückgezogen im Wald, das Leben der Magier ist immer gebunden an das Unsichtbare, an die Welt der Magie und die eigenartigen Wesen die darin leben.
Ob man sich nun in die Geheimnisse und Gefahren der Welt stürzt oder sich Wege und Mittel sucht um möglichst lange von ihnen verschont zu bleiben um geregelt und gemütlich zu leben, das ist jedem Magier selbst überlassen.
Mögliche Anreize zur Charakter-Entwicklung:
Wer gab mir diese Gabe?
In unserer Welt werden Kinder durch das Zutun von höheren Mächten empfangen und geboren. Welche Macht, welche Gottheit mag nun verantwortlich dafür sein, dass der Charakter als Magier auf diese Welt kam? Waren mehrere daran beteiligt? War es vielleicht ein Teil der Eltern, der es durch seine Gebete oder Taten entschied? War ein Vorfahr Magier? War es Zufall oder Schicksal? Oder hat der Charakter eine ganz eigene Theorie darüber, wann, wie und warum ein Ungeborenes zum Magiewirker wird?
Warum gehöre ich diesem Pfad an?
In unserer Spielwelt findet man neben den Schamanen, Hexen, Druiden und anderen Scharlatanen vier etablierte akademische Zweige der Magie. Obwohl Machtkämpfe und ideologischer Zwist nicht selten ist, verbindet doch die Mitglieder eines Zweiges eine philosophische Grundlage, ähnliche Ziele und insbesonders eine Jahrtausende alte Tradition der Anwendung der Magie. In jungen Jahren von umherreisenden Magiern aufgesammelt oder auf andere Weise in die Obhut von Magiern gegeben, sind begabte Kinder in ihrer Begabung noch ungeformt. Doch muss jeder Magier durch eine harte Lehrzeit, ehe er fähig ist, auch nur die kleinsten Effekte zu erzielen. Unter der Anleitung eines Mentors erlernt der junge Geist nicht nur, seine Begabung nach seinem Willen zu nutzen, sondern auch entsprechend des Pfads des Lehrers zu denken und zu handeln. Nach jahrelangem Unterricht in der Tradition eines Pfades hat ein junger Magus, selbst wenn er mit den Ansichten seines Mentors hadert, die Prinzipien der Magietradition eines Pfades bereits verinnerlicht. Die unbekannten Kräfte, die bei der Geburt wirkten und über die Magiebegabung eines Säuglings entschieden haben, scheinen es nach diesem Zeitpunkt zu verbieten, sich in der Magietradition und den Gebieten eines anderen Pfades zu unterrichten. Selbst wenn unser Magier mit der Loyalität gegenüber seinem Pfad bricht, wird es ihm nicht möglich sein, seine Begabung von den uralten Traditionen zu lösen.
Was ist mit meiner Familie?
Die Ausbildung zum Magier beginnt meist zwischen dem 6ten und 12ten Lebensjahr, also in sehr jungen Jahren. Meist geht damit einher, dass das Kind seine Familie verlässt und entweder in der Schule haust oder mit seinem Lehrmeister durch die Lande zieht. In der Regel wird der Schüler seine Familie dann nur noch an Feiertagen oder nach dem Ende seiner Grundausbildung besuchen können – aber möchte der Charakter dies dann noch? Immerhin hat er einen Großteil der Kindheit und wohl auch die Pubertät bei seinen Lehrmeistern oder den Mitschülern verbracht und möglicherweise weiß er, dass er von seinen Eltern damals an die Magier verkauft wurde oder freimütig von diesen weggegeben wurde. Wie geht der junge Magier damit um? Welche Beziehungen hat er zu seinen Ausbildern, seinen Mitschülern und der leiblichen Familie? Wie verändert das seine Werte, seine Weltsicht und Ziele?
Nie bin ich selbständig!
Die Ausbildung zum Magier ist langwierig und umfangreich. Wenn Altersgenossen schon den Gesellenstatus erreicht haben und an ihrer Meisterschaft arbeiten sind sie noch immer nur „Schüler“ und womöglich sind sie mit 30 Götterläufen immer noch „Lernende“… vielleicht werden sie sogar bis zum Tode niemals die Meisterschaft der Magie erreichen. Mit der lang währenden Ausbildung geht einher, dass sie immer gebunden sind an die Zeitpläne und Reisen ihres Lehrmeisters. Wenn andere sich ein paar abenteuerliche Wanderjahre leisten können, sitzen sie in ihren gelehrigen Hallen oder, wenn sie reisend ausgebildet werden, so bestimmt in den meisten Fällen der Meister die Richtung und sie müssen wohl oder übel folgen. Wie geht der Charakter damit um?
Die Pfade der Magier
Archetypen
Bevor wir nun zu der Historie und den Eigenarten der einzelnen Pfade kommen, möchten wir noch ein paar Archetypen der Magier Tares vorstellen um eure Phantasie zu beflügeln und euch Anregungen für das Leben eures Charakters zu liefern.
Der Berufsmagier:
„Es ist eine harte, eine schmutzige Arbeit. Aber irgendwer muss es ja tun, nicht wahr? Nun, seht ihr, ihr habt, ehm, Glück, einen so erfahrenen und kundigen Exorzisten für Wechselbälger bei der Hand zu haben … wie mich. Seht ihr, in eurem Keller, da scheint sich ja gleich ein ganzes Rudel dieser Schmarotzer eingenistet zu haben, das wird knifflig, das verrate ich euch gleich. Aber, weil ihr es seid, Frau Wirtin, und ihr so schöne, ehm, Augen habt, da mag ich von meiner üblichen Bezahlung von fünfhundert Dukaten pro verscheuchtem Kobold absehen und etwas weniger verlangen – da freut ihr euch, nicht? Ja, ja, das wusste ich.“
– Melchori Depasch, reisender Graumagier. Papin Stadt, 6 n. Hilgorad.
Der Berufsmagier sieht die ganze Sache mit der Zauberei nüchtern und geschäftlich. Er macht das Beste aus seiner Begabung, indem er seine Künste den zahlungskräftigsten Kunden anbietet. Die Verlockung, die „Unwissenden“ dabei ein wenig in die Irre zu führen und für einfachste, magische Arbeiten viel Geld zu verlangen und sie als Meisterstück darzustellen ist dabei für viele Berufsmagier zu groß – und so kommt es, dass sie nie zu lange an einem Ort verweilen und unter Kollegen wie Kunden einen zwiespältigen Ruf haben: durchtriebener Scharlatan oder doch ein ehrbarer Geschäftsmann?
Der Karrierist:
„Nun, meine geschätzten Herren Magister, wir mögen es mit dem Blitzwerfern, Verwandeln und Feuerspucken nicht übertreiben. Das alles sind Spielchen der Vergangenheit. Wir leben nun in einem gesitteten Zeitalter und müssen uns mehr um unsere neuen Aufgaben in diesem Reich kümmern. Welche dies sind, fragt ihr, Magister? Allen Ernstes? Nun, für mich, sowie einige andere geschätzte Mitglieder des Magistrates ist dies klar: Wir Magier sind aufgrund unserer göttergewollten Fähigkeiten und unseren hervorragend geübten Geist am besten dazu geeignet die niederen Freien und Bürger des Reiches zu führen und die hohen Herrschaften von Heer und Adel zu beraten. Ich schlage also vor eine entsprechende Schrift zu verfassen und sie an den Hof von Kalamudus zu senden, mit den ausdrücklichen Empfehlungen…“
~ Tessa Kadmar, Elementarmagierin des Tannstädter Magistrats, Tannstadt im Fürstentum Malthust, 14 n. Hilgorad.
Es gibt Magier, die sich nach ihrer Ausbildung nicht so sehr darum bemühen die mystischen Weltgesetze und tieferen Zusammenhänge zu verstehen, sondern ihre Künste in Rhetorik, in Mathematik und anderen Wissenschaften eher dazu zu gebrauchen, sich mit den geschriebenen Gesetzen des Großreiches Galadon zu beschäftigen und die „‚politischen“ Zusammenhänge zu ergründen und sich daran zu beteiligen. Oft schaffen sie es als Verwalter oder Berater an irgendeinen untergeordneten Lehenshof oder gelangen sogar in höhere Ämter und Würden. Zwar stehen sie bei einigen Mitmagiern im Ruf ihre Ausbildung zu verraten und manche der Nichtmagischen unterstellen ihnen, die Zauberkünste für ihre „weltlichen“ Zwecke einzuspannen, aber manche von ihnen sind durchaus ehrlich und bemüht ihre Fähigkeiten zum Wohle der Falandrier einzusetzen.
Der Vergeistigte:
„Nun sieh dir einmal dieses eigenartige Wesen dort an! Humanoider Aufbau. Zwei Arme mit Händen, Beine mit Füßen, Kopf mit Hals und dazwischen, was dazwischen gehört. Ja, ja. Beachte besonders die oculi adminrandi und den sinus pulcherimus des Geschöpfes. Sehr gefährlich, sehr gefährlich, den Zauberbann, den sie damit wirken können… gefährlich, besonders, wenn sie jung und gut in Futter sind. Hab schon so manche Schüler an solche Kreaturen verloren, ja, ja. Lerne bloß sie zu erkennen, Asterran! Lerne es gut, denn du weißt nie, wo du einem solchen begegnen magst!“ „Aber.. ehm, Meister, das ist doch nur eine Frau.“ „Nur eine Frau!? Pha! Du hast noch eine Menge zu lernen, Junge!“
~ Weißmagier Karoon Toila und sein Schüler Asterran Nubetz, Naggeldorff in Rothschild, 2 n. Hilgorad.
Ja, wer kennt sie nicht? Die Magier, die in abgedunkelten Teehäusern sitzen, dicke Folianten auf dem Schoß und eine runde Brille auf den Nasen haben und beim Lesen halbverständliche Weisheiten vor sich her murmeln. Die Magier, draußen unter alten Weiden sitzend, bauchige Pfeifen qualmen und über die Weltgeschichte philosophieren und mit dem Finger Notizen in den flüchtigen Rauch schreiben. Selbstverständlich gibt es solche Zauberer auch auf Tare!
Der Fanatiker:
„Meister! Was ist mit euch geschehen….?“ „Ah, Saleck… Treuer Saleck, die Minenarbeiter, sie hatten Recht – sie hatten die ganze Zeit Recht! – sie haben dort unten tatsächlich in eine Kammer geschlagen und dabei etwas aus seinem Schlaf geweckt. Ich weiß nicht genau was es war, aber es war schnell und es war stark. Flüchtete in die Gänge hinter der Kammer, nachdem ich dem götterverfluchten Ding zwei Blitze auf den schuppigen Leib gebrannt habe, zwei – achja, die Gänge dort sind bemoost, rot bemoost, sehr sonderbar. In meiner linken Tasche, da müssten ein paar Proben sein, hier, nimm mal. Wo war ich? Ach ja, es ist verschwunden, aber es war zu schlüpfrig und es schabte da in der salpetrigen Dunkelheit, als wären da noch mehr als eines… da hab ich ihnen einen explosiven Abschiedsgruß hinterlassen und hab‘ – Vernunft vor Wagemut – Reißaus genommen. Zum Glück bist du noch hier! Wir brauchen Verpflegung, Lampen, Seile, Hacken und müssen einen Brief zur Akademie in Titanfels schicken. Auf dein Pferd! Hopp, schick dich! Wir gehen morgen Mittag wieder runter!“ „Aber.. aber.. Meister! Euer Arm! Und.. das Bein!“ „Das heilt schon wieder, jetzt mach den Mund zu pack dich auf den Sattel!“
~ Graumagier Yester Morgenland und sein Schüler Saleck Giss, Gebirge des Dabus auf Wallenburger Seite, 12 n. Hilgorad.
Der Stoff aus dem Legenden sind! Solche Magier sind besessen und berauscht von der Magie, von den Rätseln und den allgegenwärtigen Geheimnissen der Schöpfung. Wagemutig jagen sie allem hinterher und erforschen alles, was neu für sie ist. Bevor sie über das Aussehen einer Pflanze in einem Buch nachschlagen, schlagen sie sich lieber ins Gebüsch und suchen zwei Wochen danach, irgendwo in der Wildnis – zumeist sehr zum Leidwesen ihrer Schüler. Unbestritten ist, dass viele Gegenden und Geheimnisse Tares ohne solche Magier nie entdeckt oder entschlüsselt worden wären, jedoch gelten sie unter den Nichtmagiern und selbst unter Kollegen bestenfalls als jungspündisch und unüberlegt oder schlimmstenfalls verrückt und gefährlich.
Der Dorfmagier:
„Ach nicht doch! Komm, packe dein Ränzel und Gefolge und geh wieder zurück an den Turm von Draconis. Ich habe keine Lust wieder in die Marmorhallen zu kommen. Nein! Ihr mit eurem hochtrabenden Geschwätz von Erdresonationen und Windkraft. Ihr wisst doch noch nicht mal, wie frisch gepflügte Erde riecht oder ein Herbsturm sich in einer Strohhütte anfühlt. Ne, ne, ich hab‘ keine Lust auf Scriptorien und Lecotorien. Lieber sitze ich hier auf meiner Terrasse, trink‘ einen Hump‘ Bier, spiele Schach mit der Frau des Heilers und erklär den kleinen Staunemündern die Sternbilder…“
~ Weißmagier Halger Ariem zu einer Gesandschaft des Il’Drûn, Neuhütt, Drof in Sae, 16 n. Hilgorad.
Manche Magier sind trotz bester akademischer Bildung und dem Herzen am rechten Fleck einfach nicht dazu geschaffen ihr Leben zwischen Folianten und Portalen oder auf Reisen und unter seltsamen Emanationen zu führen. Sie ziehen es vor, sich ein ruhiges Plätzchen irgendwo in einer kleinen Stadt oder einem Dorf zu suchen und sich ein schlichtes, gemütliches Leben zu machen. Selten ist das der Traum von jungen Magiern und noch seltener können diese Dorfmagier irgendetwas begeisterndes aus ihrem Leben erzählen, aber das wollen sie ja auch gar nicht. Unter Kollegen gelten sie entweder als „verlorene Zausel“ die ihre Begabung durch Müßiggang verschwenden oder als mutige Idole, da sie es geschafft haben ihr Leben aus dem Schatten der Türme und der gewaltigen Geschichte der Magier heraus zu stehlen und in Ruhe leben können.
Der Hochtrabende:
„Ein unzierliches Geschrei, liebe Freundin, was diese niederen Bürger dort anstimmen um ein wenig fauliges und wässriges Gewächs aus Endophal zu ergattern, nicht wahr? Ganz recht, ganz recht, man mag an die äffischen Brunftlaute denken die im Buch „Süderland mit Segel und Säbel“ beschrieben sind. A’haha-ha, ja; da stimme ich euch aus tiefstem Herzen zu. Ach! Wo wir bei Affengeschrei sind, habt ihr das neue Traktat des … geschätzten … Magisters Yaraan über Meeresthamaturgie gelesen? Grässliches Geschmier. Grässlich! Ich schwöre es. Ah, ihr müsst nun ins Badehaus? Gewiss, gewiss, man will euch nicht länger aufhalten – man sieht sich doch gewiss heute Abend zu Lautenspiel bei der Rosenbühne. Die Sängerin aus Yota soll ganz bezaubernd sein. Ja, sehr gut, ich freue mich drauf. Küss die Hand, meine Teuerste – Astrael behüte euren Geist und Vitama eure Schönheit. (Nachdem die Dame außer Hörweite ist…) Schüler! Gaff nicht so rum, stell dich zum Markt und hol zwei Orangen, hier hast du Geld. Achte drauf, dass sie gut sind… ich will der Dame doch nichts Schlechtes anbieten beim Musikabend. Ach.. und kämm dir die Haare! Du siehst aus wie ein Ork! Ich muss mich ja schämen!“
~ Weißmagier Halger Ariem, Kupferviertel von Draconis-Süd, 3 n. Hilgorad.
Das genaue Gegenteil des Dorfmagiers: diese gebildeten Herren und Damen gehen ganz in der doch recht vornehmen Gesellschaft der Akademien und Türme auf. Sie ziehen zu den größten Städten, belegen irgendein beratendes Amt oder nehmen einen Lehrstuhl für einen – meist irrelevanten – Teilbereich der Magie ein. Sie flanieren über die Plätze in bunt bestickten und auffälligen Roben, allein oder in perllachend schwatzenden Grüppchen, kaufen sich die besten Häppchen, verbringen Stunden mit sophistischem Gerede in exklusiven Teestübchen oder schlendern von dieser Dichterlesung zu jener Weinprobe, zu diesem Theaterstück oder zu jenem Stelldichein der höheren Gesellschaft. Sie genießen das süße Leben und das Ansehen, das ihnen andere, hart arbeitende Magier ermöglicht haben, weswegen sie manchmal als Faulpelze beschimpft werden… aber nie zu laut, denn meist stehen sie auf engem Fuße mit reichen Händlern, jungen Adligen und ähnlichen einflussreichen Leuten, von denen die ganze Akademie profitieren könnte.
Götter der Magier
Die meisten Magier senden ihre Gebete an die Viere, wobei Astrael oft besondere Verehrung erfährt, da er nach einigen Schöpfungsgeschichten einst sein linkes Auge opferte um den Sterblichen die Gabe der Magie zu schenken. Unter den vieregläubigen Magiern gibt es aber durchaus einige, die Vitama, Morsan und sogar Bellum am höchsten schätzen und deren Tugenden mit Innbrunst preisen.
Allerdings ist – vor allem unter Hochelfen und Elementarmagiern – auch der Glaube an die Elementarherren recht verbreitet. Manche Schüler aus fernen Gegenden, wie den Grenzen zu Khalandra oder aus Endophal, sprechen wunderliche Gebete zu den Göttern, die in diesen Landstrichen seit jeher verehrt werden.
Einige Magier, die rücksichtslos nach Macht streben oder sich selbst für frei und mächtig halten, entziehen sich sogar dem Schutz der Götter und leben als Gottlose oder gehen sogar noch weiter und verschreiben ihre Seele dem Gott des Bösen, Angamon. Selbstverständlich wird dieses götterlästerliche Leben vor allem von den Schwarzmagiern erwartet.
Woher kann mein Magier kommen?
So, nachdem nun hoffentlich reichlich Anreize und Ideen zum generellen Leben und Wirken der Magier auf Tare angeboten wurden, wird’s „persönlich“. In diesem Kapitel möchten wir uns mit den gängigen Wegen beschäftigen, wie man bei einem Menschen oder Hochelfen das magische Talent entdeckt und welche üblichen „Laufbahnen“ sich daraus ergeben.
Mann oder Frau?
Es ist bis jetzt nie bewiesen worden, dass das Geschlecht eines Magiers dessen Kräfte in irgendeiner Weise beeinflusst oder verändert. In dieser oder jener Schule mögen solche Theorien vielleicht bearbeitet und gelehrt werden, aber es entspricht keiner langläufigen Meinung oder eindeutig beweisbaren Tatsache. Da ferner im ganzen galadonischen Reich geschlechtliche Gleichbehandlung „geraten“ ist, spielt es keine Rolle, ob der angehende Magier männlich oder weiblich wird. Um die typischen Vorurteile, Anfeindungen und Missverständnisse kommt allerdings noch nicht mal die gelehrteste Bevölkerungsschicht Falandriens ganz herum…
In Stroh oder Seidenstoff geboren?
In unserer Spielwelt bestimmen höhere Mächte und unerklärliche Phänomene die Fähigkeiten und Eigenschaften eines Neugeborenen und keine Gesetze der Vererbung. Für einen Magier ist dabei es gänzlich unerheblich wer oder was seine Eltern waren.
Das „Erste Mal“ bei Magiern:
Bevor die Ausbildung des Knaben oder Mädchens zum Magier beginnen kann, muss zunächst die übernatürliche Begabung festgestellt werden. Dies erfolgt meist durch die standesgemäße Lebensgemeinschaft des Kindes, die Zeuge wird, wie der oder die „Kleine“ meist im zarten Alter zwischen dem 4ten und dem 6ten Lebensjahr ein Ereignis herbeiführt, das nur durch Magie zu erklären ist.
Bei den einen geschieht dies beiläufig und spielerisch – so wird zum Beispiel der imaginäre Spielkamerad des Knabens auch für andere als transparenter Schemen sichtbar oder aus dem Holz des Kinderbettes beginnen schön duftende Blümchen und Moose zu wachsen -, bei den anderen passiert es unerwartet, heftig und in Momenten großer Anspannung – so mag bei einem Streit mit der Mutter deren Kochlöffel in Flammen aufgehen oder das Kind auf der Flucht vor hänselnden Halbstarken plötzlich von der Hüfte aufwärts unsichtbar werden.
Manchmal geschieht bei diesem ersten und unkontrollierten Anwenden von Magie etwas äußerst bewegendes oder schlimmes, welches das ganze spätere Leben des Zauberers prägt, indem ähnliche Situationen oder beteiligte Elemente entweder großes Entzücken oder abgrundtiefe Abneigung bei ihm hervorrufen…
So könnte der junge Elementarmagier in kindlicher, tiefer Eifersucht auf sein kleines Geschwisterchen dessen Lungen unabsichtlich mit beschworenem Wasser gefüllt haben, dass es in den Armen der Mutter erstickte, was der spätere Magier sich niemals verzeihen könnte und er zeitlebens schamvoll berührt wird, erblickt er Mütter oder kleine Kinder. Oder der junge Weißmagier entdeckt seine Gabe als er ein kleines Schwälbchen mit gebrochenem Flügel in die Hände nimmt und zur Entzücken seines ganzen Freundeskreises wird der Flügel zwischen seinen Fingern wieder gesund und das Vögelchen kann munter davonfliegen, so dass der Magier in allen späteren Tagen eine Freude daran hat Vögel herumhopsen und fliegen zu sehen oder sie zirpen zu hören.
In den meisten Fällen kommt es nach diesem ersten Mal auch zu einer Trennung von den Eltern und der übrigen Familie, wie später noch beschrieben wird. Es ist also auf jeden Fall eines der wichtigsten und einschneidensten Erlebnisse im Leben eines Magiers und mancherorts ist es unter erwachsenen Magiern üblich, diesen Jahrestag als „wahren“ oder „zweiten“ Geburtstag zu feiern.
Von den Eltern zu den Magiern:
„Akademia Patria Nostra!“, Eröffnungsspruch zum Beginn vieler Lehrstunden.
Die allerwenigsten Magier haben das Glück selbst Zauberer als Eltern zu haben und so vielleicht nicht für Ausbildungszwecke von ihnen getrennt zu werden. Üblicherweise wird das Kind, dessen übersinnliche Begabung man festgestellt hat, aber zu einem älteren Magier gebracht, untersucht und anschließend in die Obhut dieses Zauberwirkers gegeben, damit er es zu einer Akademie bringt, die er für geeignet hält oder selbst ausbildet.
Manchmal ist die Abgabe des Kindes herzlich und freundschaftlich, begleitet von besten Wünschen und Gebeten. Manchmal nüchtern und nur für einen gewissen Betrag von Dukaten erfolgt. Manchmal sind die Eltern dankbar das unheimliche „Hexenkind“ aus dem Haus zu haben und ab und an waren die Kinder auch durch ihr eigenes, erstes Magiewirken so verschreckt und verstört, dass sie von Zuhause flohen und nur durch Glück in die Obhut eines erfahrenen Zauberers kamen, der sie tröstete, beruhigte und ihnen zu Ausbildung und Unterkunft verhalf.
Es gibt Magier, die während und nach ihrer Ausbildung regelmäßig die leibliche Familie besuchen konnten oder durften. Solche, denen dies verwährt blieb und solche, die ihre eigentliche Verwandtschaft mehr in den Mitmagiern und Lehrmeistern suchten und erkannten als in den „Fremden“ die sie nur aus frühester Kindheit kannten.
Mit Sicherheit spielen viele Faktoren eine Rolle, wie der Magier zu ihrer Familie oder Familien überhaupt stehen. Was zum Beispiel denken sie, wenn sie erfahren, dass sie von Mutter und Vater an die Magier verkauft wurden? Was fühlen sie, sollten sie die Eltern wieder besuchen und jene alt und „ungebildet roh“ vorfinden, wo sie selbst doch nun zu „Wundern“ fähig sind und höhere Bildung genossen haben? Wie sollen sie mit der Familie in Verbindung bleiben, wenn Heimatort und Lehrort viele Meilen trennen und die Eltern des Lesens nicht mächtig sind?
Die ersten Jahre:
Die Grundausbildung eines Kindes zum vollwertigen „Schüler“ dauert im Schnitt etwa zehn Jahre. Je nach Begabung und Art der Schule kann es schneller oder langsamer gehen. Die einen kommen mit zwanzig Götterläufen direkt aus den Vorlesungen und Abschlussfeierlichkeiten. Die anderen sind schon seit dem vierzehnten Lebensjahr befähigt mehr zu lernen, doch werden sie die kommenden Jahre für Botendienste und andere akademie-interne Arbeiten eingespannt, bevor die wahre Ausbildung weitergeht.
Wie diese ersten Jahre gestaltet sind kann äußerst unterschiedlich sein! Vielleicht kam das Kind aus einem abgelegenen Dorf an eine prächtige Akademie in einer großen Stadt mit duftenden Wasserspielen in den Gartenanlagen und weiten, freskenverzierten Hallen? Vielleicht war es aber genau umgekehrt: wurde es aus reichem Hause in einer der blühendsten Städte weggeführt in irgendeinen dumpfen, tristen Turm in der Öde, wo es mit lauter anderen Kindern erstmalig gleichstreng behandelt wurde? Hatte es schrullige, strenge, weise oder zerstreute Lehrer? Hatte es viele Mitstudenten oder nur eine Handvoll? Eine Schar von Ausbildern oder nur einige wenige? Oder war es an gar keiner Akademie und wurde von einem einzelnen Magier ausgebildet? Von einem Dorfmagier womöglich, der einen nach der Geschichtsstunde bei der Schenke die Ställe ausmisten lies? Oder von einem reisenden Berufsmagier, der ein großes Ansehen hatte und vielleicht sogar mehrere ihn auf seinen abenteuerlichen Reisen begleitende Schüler? Vielleicht hatte man aber auch Pech und ist an einen schludrigen Lehrmeister geraten, bei dem man draußen unter Büschen schlafen und schon früh für den gemeinsamen Unterhalt durch diese oder jene Nebentätigkeit bestreiten musste?
Falandrien ist ein großer Kontinent und die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt…
Hochelfische Magier:
Bei den Hochelfen geht es mit der Entdeckung und Ausbildung der Magie – natürlich – nicht so zügig und eilig zu wie bei den Menschen. Meist wird erst im Erwachsenenalter, also mit circa 90 Jahren, eine außerordentliche, magische Begabung festgestellt und der betreffende Elf hat die Möglichkeit sich selbstständig einen Lehrmeister oder eine Akademie zu suchen und seine Ausbildung zu beginnen. Durch ihre volksbedingte Zauberfertigkeit sind sie den menschlichen Mitschülern anfangs weit voraus, jedoch gleicht sich dies durch ihr gemächlicheres Lernen in späteren Kursen wieder aus. In der Regel benötigt ein Hochelf ebenfalls 10 Jahre um ein vollwertiger „Schüler“ seiner Zauberkunst zu werden. Meist werden sie aber gesondert und langsamer unterrichtet, damit die Schule oder Akademie länger über verlässliche Assistenten, Boten, Archivare oder Scriptoren verfügt.
Selbstverständlich fällt bei den Hochelfen üblicherweise der traumatische Effekt des ersten Magiewirkens weg, da sie zeitlebens dazu befähigt sind gewisse Zauber zu sprechen. Auch die Problematik der Familie ergibt sich nur in abgemeldeter Form, da sie meist erst im Erwachsenenalter und selbständig die Ausbildung beginnen.