Langsam stieg der Gorlon am Horizont auf. Ein Dwarschim auf der Mauer der Zwergenbinge war in eine rote Robe gehüllt und stützte sich auf einen Stab, welcher von einigen leicht rot glimmenden Runen verziert war. Der nur wenige Spann große Dwarschim sah durch die Schießscharten in die Dunkelheit hinein, aus welcher einige grunzende Stimmen zu hören waren. Selbst der alte Dwarschim mit dem langen weißen Bart hatte sie gehört und richtete seinen Blick in die Dunkelheit. Erst spät erkannte er am Rand des Lichtscheines der Fackel auf der Mauer zwei riesige gebückte Gestalten. Tief brummte der Dwarschim in die Dunkelheit: „Bei Arkadon. Dass diese Oger es nie lernen.“ Dann stapften die dicken Gestalten weiter in den Lichtschein und deutlich konnte man die zwei hässlichen Oger erkennen. Der Dwarschim auf der Mauer sah sich suchend nach einer Wache um, die er dann auch an der Wand sitzend, scheinbar schlafend neben einem leeren Krug, sah. Offensichtlich hatte die Wache einige Krüge während seiner Wachzeit getrunken. Ein tiefes Knurren war zu vernehmen, als der Dwarschim dieses bemerkte. Er trat einmal eher sanft gegen die Seite der Wache und stellte sich dann, als die Wache selbst jetzt nicht erwachte, selber der Gefahr. Eilig drehte er sich um und rief mit schmetternder Stimme zu den Ogern hinab: „Verschwindet, oder ihr werdet den Zorn Arkadons spüren!“ Laut hörte man die beiden grunzend lachen, dann hörte man die schmetternde Stimme des Flammenwebers einen monotonen Singsang anstimmen:
„Oh, Arkadon, Herr der Flammen und der Glut. Ich preise deinen ehrenvollen Namen und ich ehre deine unbändige Macht – Wieder wagten sich diese mordlustigen Gestalten heran an die Mauern unserer Binge – Nichts gelernt haben sie in all der Zeit und noch nie haben sie deine Macht gesehen! – Noch fürchten sie Bestrafung durch deine heilige Macht. Herr der Flammen ich bitte dich: entzünde meine Leidenschaft und lehre diesen gierigen Schlünden wie die Flamme des Herren ihnen schmecket! Denn du hast uns geschaffen, zu dir beten wir jeden Tag, dir vertrauen wir Bart und Heim an, nun erbitte ich deine Hilfe. Möge deine heilige Flamme sie erleuchten. Lass mich dein Bote sein, hier und jetzt, dass ich weiter deinem Willen und deinen Weg folgen kann!“
Schon während des Gebetes verzog sich die Mine des Flammenwebers zu einem zornigen, ehrfurchtgebietenden Anblick und in jenem Augenblick, als er die letzten Worte sprach, stach eine Flamme von dem Dwarschim in den dunklen Himmel auf und brannte rund um ihn herum. Hell strahlte das Licht des Herren auf die Oger hinab. Unglaubliche Hitze ging von dem Dwarschim aus und versengte so manches Haar der Oger. Der Flammenweber hatte nun beide Hände ausgestreckt und die Handflächen nach oben gekehrt, mit vor Wut verzehrten Gesicht sah er drohend auf die nun wimmernden Oger. Laut knisterten die Flammen in der Luft des Ventus, die Oger ergriffen vor diesem Anblick der Gnadenlosigkeit des Herren und rannten schnell und grunzend zurück in die Dunkelheit, aus der sie gekommen waren.
Allgemeines
Der Alltag eines Flammenwebers beginnt mit dem Gebet. Meist wird es in einem Heiligtum, der Wohnstätte der Flammenweber, zusammen mit ihren Glaubensbrüdern gesprochen. Die Aufgaben eines Dieners des Arkadon sind zahlreich; eine Weiterführung ihrer Studien darf jedoch meist nicht beendet werden. Später am Tag verlassen die meisten der Flammenweber den Tempel und suchen Gespräche mit den anderen Dwarschim. Den einen oder anderen Weber findet man auch abends in einer geselligen Runde in der Taverne bei einem Met oder Bier. Am Ende des Tages jedoch ziehen sie sich wieder in den Tempel zurück und oft hört man von dort durch die gesamte Binge das gemeinsame Gebet der Flammenweber.
Bisher sind bei den Dwarschim zwei verschieden Verhaltensformen der Flammenweber bekannt. Zum einen diese, die man auch beherrscht nennen kann. Ihr Wesen haben sie völlig kontrolliert und sie handeln nach der Vernunft, jedoch brennt die Leidenschaft des Herren tief in ihnen und sollten sie erzürnt werden, so wird der Zorn des Herren durch sie verkörpert, welcher sich durch furchtbare Wutausbrüche zeigt. Zum anderen solche, welche schnell erzürnt werden können, deren Wutausbrüche jedoch nicht solch große Ausmaße haben. Dennoch kann man nicht sagen, dass die Leidenschaft des Herren in ihnen schwächer brennt. Die meisten Flammenweber halten sich meist sehr zurück und greifen nur ein, wenn es nicht zu vermeiden ist, deshalb werden sie oft als Berater in Schlachten auserwählt, und eben so oft findet man sie im Rat der Dwarschim. Sollte sich ein Flammenweber jedoch entscheiden in den Kampf einzugreifen, wird er sich mit seiner ganzen Kraft auf sein Ziel zu bewegen und ohne Rücksicht auf sich selbst und auf andere kämpfen.
Kleidung und Aussehen
Flammenweber der Dwarschim tragen oft weite Gewänder wie Roben und Umhänge. Diese sind in den Farben ihres Herren Arkadon gehalten, welche Flammen darstellen sollen, oder in einem Grauschwarz der Asche des Herren. Meist haben sie noch einen Stab bei sich, auf dem sie sich beim Gehen stützen. Unter den Dwarschim wird gemunkelt, dass sie ab und an unter der Robe ein Prunkkettenhemd aus Gold oder gar Fethril tragen. Jedoch ist das nicht bewiesen und bisher nur ein Gerücht. Bei wichtigen Feierlichkeiten sieht man die obersten Ordensmänner jedoch wie alle anderen Dwarschim auch in ihren prunkvollsten Rüstungen.
Glauben
Viele der zwergischen Flammenweber sind als äußert fanatisch bekannt. Sie akzeptieren nur die heilige Flamme des Herren. Jeder, der das Feuer nicht zumindest respektiert, kann damit rechnen, dass der Flammenweber kein Wort mit ihm reden wird. Die Kräfte von Ventus und Xan sind für sie eher unwichtig, außer sie nehmen direkten Einfluss auf die Flammen, denn Arkadon erschuf nur mit Hilfe der Rien die Dwarschim. So kommt es dann auch, dass die Weberschaft den Kreislauf Terras respektiert, aber trotz allem würde ein Flammenweber im Kampf ohne Zögern einen ganzen Wald den Flammen des Herren opfern um seine Ziele zu verwirklichen. Oftmals sprechen die Flammenweber auch deutlich den vorherrschenden Gedanken offen aus, dass die Flammen ihres Schöpfers über die anderen Elemente herrschen sollten. So kommt es nicht selten zu hitzigen Wortgefechten zwischen Erdwächtern und Flammenwebern der Dwarschim. Diese würden es niemals wagen, sich gegenseitig mit der Macht der Elemente anzugreifen, und – so wie es immer bei den Dwarschim ist – stehen sie in der Not Seite an Seite, als hätte es niemals eine Meinungsverschiedenheit oder gar einen Streit gegeben.
Hintergrund
Die Flammenweber der Dwarschim stehen den anderen Rassen mit Argwohn gegenüber. Nur zu den Flammenwebern der anderen Rassen werden sie mit mehr Offenheit gegenübertreten, denn alle Flammenweber ziehen in der Glaubensvertretung am gleichen Strang. Flammenweber der Dwarschim sind so ziemlich die traditionsgebundensten Dwarschim, die es in einer Binge gibt. So sind sie öfters auch stur und versuchen ihre doch recht starren Ansichten durchzusetzen. Sie verlassen sehr selten ihre Binge, werden sie doch oft von den Obleuten um Rat gefragt und halten sich darum auch für kaum ersetzbar. Hierzu muss gesagt werden, dass die Flammenweber sehr intelligente Personen sind, man an ihnen aber trotzdem sehr deutlich die typischen Eigenschaften eines Zwerges wiedererkennen kann. Sprechen sie dann aber doch einmal mit Fremden – in den meisten Fällen wohl mit Menschen – gibt es regelmäßig Verständigungsprobleme, was nicht nur an den starren Ansichten, öfters auch an dem Nichtbeherrschen der fremden Sprachen liegt. So beginnen die Flammenweber die Notwendigkeit andere Sprachen zu beherrschen oft erst dann einzusehen, wenn sie Fremden begegnet sind. Junge Dwarschim, die noch vor ihrer Weihe zum Priester stehen, begreifen oft erst Jahrzehnte später, warum der alte Lehrmeister der Weberschaft sie in ihrer Ausbildung mit der Menschensprache „quält“. Man kann also sagen, dass aus den traditionsbewusstesten Zwergen durch die Macht Arkadon mit der Zeit noch klügere und oftmals gar sehr weise Dwarschim werden, die ein jeder Obmann gerne zu Rate zieht.