Der Götter Viere in all‘ Ehren, Geweiht uns Freud‘ und Dank zu lehren, Dienen den Allmächt’gen weise, Begleiten uns’res Lebens lange Reise.
Einaug’s Boten, weis‘ und klug, Gefeit gen falsche Worte und Betrug, Schwertes Recken, voll Ehr‘ und Mut, Gerechtigkeit liegt ihn’n im Blut,
Hirtes Kinder, ruhig und fromm, Als Erlösung Schlaf und Tode komm‘,Mutters Jünger, voll Güt‘ und Leben, Nach Lieb‘ und Freude soll’n wir streben.
Gesandt der Götter Wort zu sprechen, Jed‘ Zweifel tief in uns zu brechen, So folget, Leute, ihren Wegen, Und mit Euch sei der Götter Segen!
– Auszug aus dem Theaterstück „Die Bekehrung“ von Iliandrus Hohenbrunn.
Kaum ein Bewohner Tares verehrt nicht einen der Götter, seien es nun die Viere oder die Elementarherren, der Eine oder das Pantheon der Nortraven, die Götzen der Orks oder das elfische Terthao. Und manche unter ihnen fühlen sich berufen, ihr eigenes sterbliches Dasein gänzlich ihrem Herrn oder ihrer Herrin zu widmen, seine Worte vor dem Volke zu sprechen und die göttliche Herrlichkeit den einfachen Männern und Frauen Tares zugänglich zu machen.
Die Geweihten der Vier, der Klerus des Vier-Götter-Glaubens, stellen einen wichtigen Bestandteil des Alltags auf Siebenwind dar, sind sie doch das Sprachrohr der Götter und die Überbringer ihrer Gnade. Weisheit und Gerechtigkeit sagt man ihnen nach, und so mancher sucht in schwerer Stunde Rat bei diesen Boten der Viere.
Der Geweihte als Rolle
Die Geweihten der Viere könnten unterschiedlicher nicht sein, sind die Götter doch trotz ihrer unbestrittenen Einheit in vielen ihrer Aspekte vollkommen entgegengesetzt – doch eines haben sie alle gemeinsam: Das Spielen eines Geweihten ist keine leichte Aufgabe. Geweihte haben, wie bereits beschrieben, ihr eigenes Leben aufgegeben und sich voll und ganz ihrem Gott gewidmet. Dies heißt nicht, dass sie nicht eigene Interessen und Bedürfnisse haben, manche von ihnen führen beinahe ein Leben wie jeder andere, doch stehen die Ziele ihrer Gottheit stets über den eigenen. Gebete und Predigten erfüllen ihren Alltag, und stets haben sie ein offenes Ohr und den Glauben stärkende Worte für das Volk. Ein Geweihter verliert beim Eintritt in den Orden seinen Stand und hat kaum weltlichen Besitz, all sein Hab und Gut geht zurück an seine Familie oder den Tempel, und fortan sind seine Habseeligkeiten kaum mehr als seine Kleidung und einige persönliche Gegenstände.
Die Ordenskleidung und für seine Tätigkeit erforderliche Dinge werden vom Tempel bereitgestellt, ebenso wie die gemeinsamen Mahlzeiten und eine Unterkunft im Ordenshaus. So gut wie nie besitzen sie Gold, denn welcher Wirt würde Münzen verlangen, wenn ihm die Ehre zuteil wird, einen Gesandten der Götter zu bewirten, und welcher Theater- oder Badehausbesitzer würde einem Geweihten den Zutritt zu seinem Haus verwehren? Obwohl es nur selten einen vom Hochgeweihten des Ordens vorgeschriebenen fixen Tagesablauf gibt, bleiben den meisten Geweihten nur wenige Augenblicke für sich selbst, denn die Hingabe, mit der sie sich ihrer Gottheit verschrieben haben, treibt sie dazu, jede freie Stunde ihres Tages ihrem Glauben zu widmen, sei es nun im Gebet oder in einer Predigt vor dem versammelten Volke am Marktplatz. Nur wenige finden die Zeit, enge Freunde oder gar einen Lebensgefährten zu finden, und selbst jene werden niemals über der Pflicht gegenüber der Gottheit ihres Herzens stehen. Geweihtenkinder werden nicht nur vom Geweihten und seinem Partner großgezogen, sondern vom gesamten Orden. Sie dienen dem Tempel bis zu ihrem vierzehnten Lebensjahr, in welchem sie sich für ein Leben als Geweihter, Tempeldiener oder einfacher Bürger außerhalb des Ordens entscheiden müssen.
Verhaltensregeln gegenüber Geweihten
Die Götter sind allgegenwärtig und besitzen die Macht, aktiv in das Leben der Bewohner Tares einzugreifen, weswegen man – schon alleine aus dem egoistischen Grund, sich das Wohlwollen der Götter zu sichern – ihren Geweihten stets mit Respekt und Ehrfurcht begegnet. Ansprechen wird man einen Geweihten zumeist mit „Ehrwürdige(r) Diener(in)“ oder seinen Namen mit einem „Ehrbare(r) Herr(in)“ davor. Nur selten entwickelt sich zwischen einem Geweihten und einem seiner Bekannten eine derart tiefe Freundschaft, dass die respektvolle Anrede entfällt. Doch selbst jene werden bei offiziellen Anlässen ausschließlich auf die ehrerbietende Anrede zurückgreifen.
Wie bereits beschrieben, sind sie in Tavernen, Gasthäusern und Etablissements wie Theatern und Badehäusern gern gesehene Gäste. Ein gutes Omen ist ihre Anwesenheit, und nicht selten sprechen die Geweihten beim Verlassen des Hauses einen kurzen Segen, um sich für die Gastfreundschaft zu bedanken. So wird man wohl nie erleben, dass ein Geweihter dazu angehalten wird, für die erbrachten Dienste mit weltlichem Gut zu zahlen. Nur selten, in schlechten Zeiten, erbringen die Geweihten dennoch einen Obolus in Form von Münzen aus dem Ordensvermögen, weniger als Bezahlung denn als freundliche Unterstützung.
Geweihte Bellums
Allgemeines:
Mit dem Sonnenaufgang beginnt der Tag eines Recken Bellums mit einer rituellen Waschung, mit der man den Körper symbolisch von Schweiß und Schwielen des letzten Tages reinigt, um mit neuer Tatkraft den bevorstehenden Aufgaben entgegenblicken zu können. Danach zelebrieren die Recken gemeinsame Kampfübungen, zumeist in Form von bewaffnetem oder unbewaffnetem Schattenkampf. Sollte der Geweihte nicht im Ordenshaus übernachtet haben, wird er dies alleine tun. Erst dann findet man sich zum gemeinsamen Morgenmahl ein, das keineswegs schlicht ausfällt, sondern zur Stärkung von Körper und Kampfgeist zumeist deftig und reichlich ist. Die Geweihten sitzen hierbei in leichter Ketten-, seltener auch Lederrüstung zu Tische und erzählen sich Heldengeschichten, Schlachtpläne vergangener Kriege oder teilen ihr Wissen über Kampf- und Schmiedekunst. Erst wenn der Hochgeweihte den versammelten Recken den Schwur von Ehre, Mut und Gerechtigkeit abgenommen hat, ist die Mahlzeit beendet.
Danach geht jeder Geweihte seinem Tagewerk nach, welches, neben den ihnen vom Hochgeweihten erteilten Aufgaben, meist daraus besteht, die Worte ihres Gottes zu verbreiten, Gerechtigkeit unter dem einfachen Volk zu verbreiten, oder nach Dienern des Namenlosen zu suchen. Zu einer vom Orden festgelegten Zeit des Tages trifft man sich, um diesmal Kampftraining in kleinen Gruppen abzuhalten. In einem kurzen Turnier können die Geweihten zeigen, was sie an diesem Tag an Stärke und Kampfkraft gewonnen haben. Das Abendmahl wird in ähnlicher Weise zu sich genommen wie das Frühstück, reichlich und zumeist fleischlicher Natur ist es, und man erzählt sich die großen Taten des Tages. Der Gewinner des Turniers eröffnet die Mahlzeit mit einem kurzen, aber inbrünstigen Gebet zu Bellum und beendet es nach Aufforderung des Hochgeweihten mit dem Schwur von Ehre, Mut und Gerechtigkeit. Am Ende des Tages steht erneut eine kurze, zeremonielle Waschung, bei der den Taten des vergangenen Tages bedacht wird.
Kleidung und Aussehen:
Stets wird man die Recken Bellums in den ihrem Stand gemäßen Rüstungen mit Wappenröcken in der Ordensfarbe sehen. Mit stolz tragen sie ihre Waffen, zumeist Schwerter, ebenfalls abhängig von ihrem Stand innerhalb der Ordenshierarchie. Nur sehr selten greifen sie zu einfachen Lederrüstungen, beispielsweise bei schweren Verletzungen.
Willenskraft, Tapferkeit und ein stark ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit sind die wichtigsten Merkmale eines Geweihten Bellums. Stolze Krieger sind sie, manche unter ihnen auch begabte Schmiede. Hart aber gerecht, mögen sie auch manches Mal in Konflikt mit dem Gesetz kommen, so dessen strenge Befolgung eine Ungerechtigkeit bedeuten würde. So mag es vorkommen, dass ein verzweifelter Vater, der einen Laib Brot für seine hungernden Kinder gestohlen hat, laufen gelassen wird, nicht jedoch ohne vorher dem Bäcker seinen verdienten Lohn aus der Ordenskasse zu bezahlen. Niemals wird ein Jünger Bellums lügen oder gar sein Wort brechen, denn Ehre steht über allem.
Hintergrund:
Weitere Informationen zu den Geweihten Bellums findet ihr in den Hallen der Viergöttlichen Kirche.