Allgemeines
Für den unwissenden Menschen mag es so erscheinen, als ob auch bei den Auenelfen der Barde nur eine eher untergeordnete Rolle spielt, wie es bei den Menschen der Fall ist, als Spaßmacher, Gaukler und Narr. Aber nichts könnte falscher sein als diese Vorstellung der Barden, sind sie doch viel mehr in den Sippen der Auen. Denn bei den Fey’amrai und auch den Fey’simil ist es so, dass Namen, Gedanken, Gefühle, die Seele und all dies einfach Lied oder Feyma genannt werden.
Am Anfang einer Ausbildung zum Barden steht nicht das Beherrschen eines Instrumentes oder das Vervollkommnen der Stimme, der junge Barde muss lernen zu lauschen. Den Liedern von Wald und Aue, von Elf und Tier, von Bächen und Blättern, denn nur so kann er verstehen, wie man diese spielt und in Klängen und Melodien abbildet, so dass es einem fast erscheint, als ob man das Gespielte direkt vor sich sehen würde. Erst danach lernt er, mit den verschiedensten Instrumenten zu spielen, wobei es keines gibt, welches den Elfen unbekannt ist oder welches sie nicht verwenden würden. Eine Trommel wird genauso für Lieder und Tänze verwendet wie die Harfe, bloß ist es oft so, dass die Harfe und vor allem die Flöte besonders oft und gerne verwendet werden. Hervorzuheben ist das „Geflüster der Auen“, eine aus Elfenholz gefertigte Flöte, in der viel Magie und Macht stecken, wie in einem Teak’ri oder einem Elfenbogen. Diese Flöten werden, ähnlich wie diese Waffen, nur an erfahrene und verantwortungsvolle Barden verliehen und durch sie ist es einem Barden um vieles einfacher, die alten Zauberlieder zu spielen. Irgendwann nach einigen Jahrzehnten muss sich ein Barde dann entscheiden, welchen der drei üblichen Wege der Barden er gehen will:
Der Sippenbarde
Der Sippenbarde (die mit Abstand größte Gruppe) lebt stets fest bei seiner Sippe, musiziert und singt dort und vollzieht die unten erwähnten Aufgaben mit Freude und Inbrunst.
Der umher ziehende Barde
Diese Barden ziehen von Sippe zu Sippe, von Wain zu Wain oder vielleicht auch zu den Städten und Dörfern der anderen Rassen, um dort weiter zu lernen und so vielleicht eines Tages durch all das gesammelte Wissen die schönsten und besten Lieder zu singen.
Die Barden der Kampftänzer
Diese sehr kleine Gruppe von Barden, die es nur in einigen Sippen gibt, lebt wie die Kampftänzer etwas außerhalb des Wains, mit diesen zusammen. Sie trainieren dort wie die Tänzer die Künste der Waffen und des Kampfes, denn in einer Schlacht sollen sie mit den Kampftänzern ziehen und diese durch ihre Musik anfeuern, ihren Tanz vervollkommnen und umso tödlicher machen. Das geht nur, wenn man einen sehr tiefen Einblick in die Psyche und das Lied der Kampftänzer gewinnt, es ist somit für normale Barden fast unmöglich, dies zu tun.
Magie
Seine Künste setzt der Barde nicht nur ein, um seinen Geschwistern durch lustige Lieder Freude zu machen oder sie durch zauberhafte Klänge zum Träumen zu bringen. Auch spielen Barden bei nahezu allen Ritualen und Festen der Amrai eine wichtige Rolle, können doch mit ihrer Hilfe die Lieder der anderen Fey leichter zusammenfinden und verschmelzen. Selbst der rituelle Tanz der Kampftänzer zu den großen Festen der Fey’amrai mag bei Unerfahrenen schaler und schlechter werden, wenn sie nicht von den Barden ihrer Sippe begleitet werden. Manche Barden sind auch so etwas wie Seelenheiler in ihren Sippen, beruhigen, trösten, besänftigen alleine durch ihre Lieder selbst in Zeiten größten Leides die Herzen der anderen Auenelfen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Barden ist die Bewahrung des Sippenliedes und des alten Wissens, das Sippenlied ist fast schon ein lebendiger Organismus, der sich mit jedem Tag mal mehr und mal weniger verändert, in ihm sind alle Lieder aller Mitglieder einer Sippe, alle Tiere, alle Pflanzen, alle Flussläufe des Wains und ähnliches enthalten, zusammen gebunden in einem Lied. Für viele Auenelfen ist dieses Sippenlied genauso wichtig wie die Gemeinschaft selbst.
Ansonsten sind die Lieder, welche die Barden spielen, sehr oft eben diese rein klanglichen (ohne Text) Abbildungen der Natur und ihrer Dinge, heitere und fröhliche Lieder, um die Sippe zu erfreuen, oder die rituellen Lieder bei Festen und Versammlungen.
Um die Aufgaben in der Sippe zu erfüllen, verwenden viele etwas erfahrenere Barden die Kunst des mehrstimmigen Gesanges und der lebenden Instrumente. Der mehrstimmige Gesang kann auch von einigen musikalischen Nicht-Barden verwendet werden, aber nur die Barden selbst vermögen es, zwei, drei, vier oder gar fünf Stimmen gleichzeitig aus einer Kehle erklingen zu lassen und somit Lieder in nahezu unwirklicher Harmonie und Perfektion zu vollführen. Auch ist es den besseren Barden möglich, durch ihren Willen und ihre Magie Instrumente neben sich wie von Geisterhand spielen zu lassen, so kann also ein Elf gleichzeitig Harfe und Laute spielen, was aber wie der mehrstimmige Gesang einiges an Kraft und Ausdauer kostet. Mit Hilfe dieser Künste vermögen die, wie alle Elfen, zauberkundigen Barden die wunderbarsten Effekte hervorzurufen: diese Effekte sind alle klein und könnten auch von anderen Elfen mit Gesang und Musik erzeugt werden, aber die Kunst der Zauberlieder ist einzig den Barden vorbehalten.
Diese über viele Generationen vererbten und gelehrten Lieder sind im Prinzip nichts anderes als Rituale der Menschenzauberer, sei es, indem man Blumen, Bäume und Pflanzen waschen lässt oder das Besänftigen eines Feindes, das Nehmen von Angst, ein Bannspruch gegen Böses oder auch das Senden einer Nachricht, das Rufen von Kobolden, Feen und Lath’Lien, die durch die Lieder eine freundliche Einladung erhalten mögen, zu kommen. Auch können sie, um Kämpfe zu vermeiden, andere einschlafen lassen und ihnen schöne Träume schenken und andere wundersame Effekte, die ein Barde aber niemals leichtfertig einsetzen wird, genau wie ein Kampftänzer sein Teak’ri. Allen diesen Zauberliedern ist gemein, dass sie ein Barde allein und ohne Geflüster der Auen nur sehr schwer erfolgreich vollziehen kann, zumindest nicht in größerem Rahmen. Aber wenn die ganze Sippe ihn unterstützt, oder besser: wenn er sie unterstützt mit seinen Klängen, so mag es wahrhaft wundervolle Wirkungen geben.
Kleidung und Waffen
Mit Ausnahme der Kampftänzer-Barden benutzen nur wenige Barden mehr als einen Kurzbogen und ein langes Messer, genauso wird man auch selten welche in schwerem Leder finden. Narrenkappen und grell leuchtende Farben, wie man sie von vielen Menschenbarden kennt, sind eigentlich völlig unbekannt, vielmehr kleiden sie sich wie der Rest der Sippe in den Farben der Natur und der Jahreszeiten und sind so nur anhand der vielen Instrumente zu erkennen, die sie mit sich tragen. Wobei sich ein wandernder Barde natürlich anders kleiden wird als einer, der bei seiner Sippe bleibt oder gar einer, der mit den Kampftänzern lebt.